Einleitung
Das Objektiv gehört zu den wichtigsten Komponenten einer Kamera. Es wird auch als «Auge der Kamera» bezeichnet, und ohne das Objektiv kann eine Kamera eher schlecht genutzt werden. Es ist entweder fest verbaut, wie bei Kompaktkameras und Bridgekameras, der kann wie bei Digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR) und Systemkameras beliebig gewechselt werden.
Mit dem Objektiv wird das Motiv des Bildes optisch abgebildet. Es besteht aus einer oder mehreren geschliffenen Glaslinsen, die einzeln oder in Gruppen angeordnet sind. Verschiedene Objektiv-Arten unterscheiden sich durch ihre Bauweise und die Qualität
der Verarbeitung, aber auch hinsichtlich des Einsatzzwecks.
Die Merkmale, anhand derer sich verschiedene Objektive unterscheiden,
sind insbesondere die Brennweite und damit der Bildwinkel, die Lichtstärke und die Naheinstellgrenze. Die Brennweite entscheidet darüber, wie viel vom Motiv auf das Bild passt. Manche Objektive sind so konzipiert, dass sie weit entfernte Motive nah heranholen. Andere sind besonders gut geeignet, um grössere Szenen komplett aufs Bild zu bekommen.
Beim Objektiv-Kauf müssen Sie den Crop-Faktor im Hinterkopf behalten. Ein häufiger Crop-Faktor ist 1,5. Das entspricht dem Crop-Faktor bei den FUJIFILM Kameras der X-Serie. Angenommen, Sie möchten ein 50-mm-Normalobjektiv haben, dann müssen Sie bei einem Sensor mit APS-C Format eine Brennweite von 35 mm (zum Beispiel das XF 35mm F1.4 R) haben. Dies entspricht dann umgerechnet auf Kleinbild 50 mm.
Grundlegend müssen Sie entscheiden, ob es ein Objektiv mit Festbrennweite oder ein Zoom-Objektiv sein soll. Dabei kommt es darauf an, was Sie in erster Linie fotografieren möchten. Wenn Sie sich auf einen bestimmten Bereich fokussieren möchten, sind Sie mit einer Festbrennweite meist am besten beraten. Schliff und Abstand der Linsen oder Linsengruppen sind dabei exakt für die jeweilige Brennweite und damit einen klar definierten Bildabstand berechnet. Das macht Objektive mit Festbrennweite weniger anfällig für Fehler und sorgt für eine bessere Abbildungsleistung als bei Zoom Objektiven.
Andererseits reicht ein einziges Festbrennweiten-Objektiv womöglich nicht aus, um Ihnen den nötigen Spielraum beim Fotografieren zu geben. Sie müssen sich sehr viel bewegen, um mit einer Festbrennweite verschiedene Motive ablichten zu können. Nicht für alle Situationen ist das eine Option.
Mehrere Objektive mit Festbrennweite können das Problem lösen, jedoch müssen Sie dafür womöglich viel Geld investieren. Ausserdem kann es unpraktisch sein, gleich mehrere Objektive mit sich herumzutragen.
Zoom-Objektive erlauben Ihnen ein grösseres fotografisches Spektrum. Sie können dasselbe Objektiv für verschiedenste Situationen nutzen. Allerdings geht diese Flexibilität oft zulasten der Bildqualität. Ausserdem sind Zoom-Objektive meist weniger lichtstark. Wer nicht nur Schnappschüsse machen möchte, sondern hohe Ansprüche an die Bildqualität hat, der ist mit Festbrennweiten in vielen Fällen besser beraten.
Einsteiger-Objektiv
Das Normalobjektiv hat eine Festbrennweite von 50 mm.
Mitunter werden in den «normalen» Brennweitenbereich auch Brennweiten
zwischen 40 und 60 mm gezählt. Normal heisst es deshalb,
weil Abbildung und Bildverhältnis am ehesten dem natürlichen Sehen entsprechen.
Solche Objektive sind meist vergleichsweise günstig erhältlich und
eignen sich für viele Situationen im Alltag. Mit einer Festbrennweite
von 50 mm können Sie etwa Strassenszenen, Stillleben,
andschaften oder Menschen fotografieren.
Ein Normalobjektiv ist auch in der Reportagefotografie beliebt.
Vor allem für Einsteiger ist eine solche Brennweite meist eine gute Wahl.
Weitwinkel-Objektiv
Kurze Brennweiten von 14 bis 35 mm gelten als Weitwinkel-Objektive.
Durch den grossen Bildwinkel passt besonders viel aufs Bild – selbst,
wenn das Foto aus unmittelbarer Nähe geschossen wird.
Meist ist auf dem Bild mehr zu sehen als in das unmittelbare Sichtfeld des
Fotografen passt. Dieser müsste den Kopf drehen, um in der Realität alles zu sehen,
was abgebildet wird. Das Motiv erscheint kleiner, als es in Wahrheit ist.
Weitwinkel-Objektive zeichnen sich durch eine grosse Schärfentiefe
über das gesamte Motiv hinweg aus. Selbst Details werden scharf dargestellt.
Solche Objektive sind besonders zum Fotografieren von grösseren Szenen,
Architektur oder Landschaften geeignet.
Für Porträts sind Weitwinkel-Objektive hingegen nicht geeignet,
weil sie tonnenförmige Verzeichnungen verursachen.
Tele-Objektiv
Die längste Brennweite haben Teleobjektive,
nämlich 60 bis 300 mm und mehr. Der Bildwinkel ist bei diesen Objektiven am
geringsten. Dabei soll nicht das grosse Ganze abgebildet werden,
sondern die Details – und zwar ganz gross. Mit einem Teleobjektiv
stellen Sie Motive vergrössert dar und holen sie optisch nah heran.
Der Hintergrund ist nicht durchgehend scharf abgebildet.
Es entsteht eine Unschärfe, die auch als Bokeh bekannt und häufig als
Stilmittel gewollt ist.
Teleobjektive sind eine gute Wahl, wenn Sie weit entfernte Motive abbilden möchten.
In der Sport-, Tier– und Naturfotografie gehören solche Objektive zum essenziellen
Zubehör. Leichte Teleobjektive, etwa 70 mm, eignen sich auch gut für Porträts.
Gesichter erscheinen dadurch schmaler, der unscharfe Hintergrund rückt den Fokus
unweigerlich auf das Motiv.
Gerade Teleobjektive mit langen Brennweiten sind oft sehr schwer.
Die Verwackelungsgefahr, vor allem in Objektiven ohne Bildstabilisator,
ist vergleichsweise gross. Die Verwendung eines Stativs lohnt sich oder ist
je nach Brennweite zwingende Voraussetzung, um mit solchen Objektiven gut zu
fotografieren.
Fisheye-Objektiv
Brennweiten unter 20 mm, die gleichzeitig rund verzeichnen,
sind als Fisheye-Objektive (oder Fischaugenobjektive) bekannt.
Der Blickwinkel beträgt 180 Grad. Gerade Linien werden durch die stark
nach aussen gewölbte Frontlinse nach aussen verzerrt, was nah an der Kamera ist,
wird besonders gross dargestellt. Weiter entfernte Objekte erscheinen hingegen
unverhältnismässig klein.
Makro-Objektiv
Objektive werden in erster Linie anhand ihrer Brennweiten oder des
Brennweiten-Spektrums voneinander unterschieden.
Manche Objektive bieten zusätzlich bestimmte Eigenschaften,
die sie für spezielle Zwecke zum Mittel der Wahl machen.
Dazu zählen Makroobjektive.
Kleine Dinge ganz gross rausbringen – das geht beim Fotografieren
mit einer Spiegelreflex- oder Systemkamera ohne weiteres Zubehör meist nur schwer.
Dafür sind Makroobjektive gemacht.
Mit ihnen können Sie im Nahbereich auch kleinste Gegenstände fotografieren.
Der Abbildungsmassstab liegt je nach Modell bei 1:2, 1:1 oder 2:1.
Das Motiv wird dann bei diesen beispielhaften Werten halb so gross auf dem Sensor
abgebildet, in Originalgrösse oder doppelt so gross dargestellt.
Makroobjektive haben unterschiedliche Brennweiten.
Je nach Hersteller sind sie mit Brennweiten zwischen 50 und 200 mm erhältlich.
Mit 50 mm müssen Sie nah am Motiv sein, bei 200 mm können Sie entsprechend
weit weg sein.
Die Schärfentiefe ist bei solchen Objektiven gering, was ein Bokeh erzeugt.
Beachten Sie beim Kauf eines solchen Objektivs die Naheinstellgrenze und damit,
wie nah Sie an das Objekt herangehen können.
Manchmal geht es gerade darum, möglichst nah ranzukommen,
in anderen Fällen ist das unvorteilhaft.
Wenn Sie zum Beispiel scheue Tiere fotografieren, wäre es ein Nachteil,
diesen sehr nahe kommen zu müssen.
Zoom-Objektiv
Besonders flexibel und damit vielseitig einsetzbar sind Zoom-Objektive.
Solche Objektive decken verschiedene Brennweiten ab und können beliebig
eingestellt werden, um ein Motiv optimal abzubilden.
Entweder decken sie ein breites Brennweiten-Spektrum ab,
etwa 18 bis 55 mm, oder sie sind speziell für einen bestimmten Bereich gemacht.
Es gibt etwa Tele-Zoom-Objektive oder Weitwinkel-Zoom-Objektive.
Achten Sie beim Kauf eines Zoom-Objektivs unbedingt auf die Lichtstärke.
Zoom-Objektive haben oft unterschiedliche maximale Blendenöffnungen
je nach Brennweite, können aber auch durchgehend dieselbe grösstmögliche Blende haben.
Die Blendenzahl ist auf dem Objektiv angegeben, etwa F3,5 – 5,6 80 – 105 mm.
Dann bewegt sich die maximale Blendenöffnung je nach Brennweite zwischen 3,5 und 5,6 mm.
Gerade bei Einstiegsmodellen hat die grosse Flexibilität solcher Objektive jedoch
einen Preis: die Qualität ist meist schlechter als bei der Verwendung eines Objektivs
mit der entsprechenden Festbrennweite.
Viele ambitionierte Fotografen und Profis bevorzugen deshalb Festbrennweiten.
Um für viele Situationen gerüstet zu sein,
kann ein Zoom-Objektiv dennoch eine gute Wahl sein.
Zoom-Objektive kommen vor allem dann infrage,
wenn häufige Objektivwechsel unpraktisch oder kaum möglich sind.
Ein Extrembeispiel: Wer in sehr kalten Gebieten Tiere fotografiert,
hat oft gar keine Zeit, rechtzeitig das Objektiv zu wechseln,
darüber hinaus wäre das aufgrund der Kälte sehr unangenehm.
Auch, wer nur begrenzt Ausrüstung mitnehmen kann,
geht mit einem Zoom-Objektiv einen guten Kompromiss ein.
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