Gewusst wie! – Die wichtigsten Begriffe der Fotografie

In diesem Beitrag widmen wir uns grundlegenden und wichtigsten Begriffen der Fotografie. Erfahre mehr über das Zusammenspiel von ISO, Verschlusszeit und Brennweite.

Einleitung

Du besitzt bereits eine tolle Kamera, hast aber seit dem Auspacken noch nie den Automatik-Modus verlassen? Du fotografierst ausschliesslich mit deinem Mobiltelefon, möchtest aber auch hier mehr Kontrolle über das Ergebnis? Oder gehst du vielleicht mit dem Gedanken um, dir für deine nächste Reise eine Kamera anzuschaffen und hast Angst, dass dir das alles zu kompliziert ist? Es spielt überhaupt keine Rolle, welches Gerät du verwendest. (Solange du deine Fotos nicht mit einem Tablet aufnimmst. Nein, das macht man einfach nicht.) Die Grundlagen des Zusammenspiels von ISO, Blende und der Verschlusszeit (auch bekannt als Belichtungszeit) ist für alle gleich. Wir versuchen möglichst einfach zu erklären, wie sich die einzelnen Einstellungen auf das fertige Foto auswirken.

Begriffe der Fotografie verständlich erklärt

ISO

Der Begriff ISO bedeutet ausgeschrieben “International Organization for Standardization”. Er verweist aber in Wirklichkeit nicht direkt auf diese Organisation. Die ISO-Norm existiert seit dem Jahre 1974 und fasst die beiden Normen DIN und ASA zusammen.

Ganz grob erklärt, kann der ISO Wert deine Fotos heller oder dunkler machen. Ein höhrer ISO Wert (also grössere Zahlen), lassen deine Fotos heller werden. Ein niedriger ISO Wert (kleinere Zahlen) hat zur Folge, dass deine Fotos dunkler werden.

Wer ein Bild in einer dunklen Umgebung aufnehmen möchte, sollte die ISO Zahl aber nicht einfach auf’s Maximum stellen. Desto höher der Wert, desto stärker wird das Bildrauschen. So ist der ISO Wert bei Aufnahmen in dunkler Umgebung zwar sehr nützlich, aber muss auch durchdacht mit den anderen Einstellungen angewendet werden.

Die verschiedenen ISO Werte

Meistens beginnt der ISO Wert einer Kamera bei 100. Hier kann es kleine Unterschiede geben. Der Bereich nach oben zeigt die grössten differenzen auf. Doch nur weil die Kamera einen sehr hohen ISO Wert unterstützt, heisst das nicht, dass man auf der maximalen Einstellung fotografieren sollte. Ein Wert von 6400 ist schon hoch. Am besten probiert man mit seiner Kamera aus, wie hoch man gehen kann, bevor das Bildrauschen zu stark wird.

100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400

Grundsätzlich gilt: Wird der Wert verdoppelt, dann wird auch das Bild doppelt so hell.

Anwendungsbereiche

Die folgende Übersicht soll einen kleinen Anhaltspunkt bieten, welcher ISO Wert in welcher Sitation der richtige sein könnte. Am besten beginnst du immer bei der kleinstmöglichen Zahl, um das Bildrauschen so gering wie möglich zu halten.

BedingungenISO Wert
Tageslicht100 – 200
Bewölkt400 – 800
Nachts1600 – 6400

Weissabgleich

Tagsüber erscheint uns der Himmel blau. Während einem Sonnenuntergang ist oft alles orange und rot eingefärbt. Das Tageslicht hat immer andere Farben und Intensitäten.
Genau wie beim Sonnenlicht, ist das auch bei Kunstlicht der Fall.
LEDs können dem Tageslicht schon sehr ähnlich sein. Glühlampen leuchten eher gelblich und Leuchtstoffröhren weisen eine grünliche Farbgebung auf.
Die Umgebungsfarben (z.B: von einer Wand) nehmen ebenfalls Einfluss auf die Farbe des Lichts.

Sinn und Zweck

Das menschliche Gehirt führt den Weissabgleich basierend auf Erfahrungswerten automatisch durch. Die Kamera kann das nicht.
Wenn die Kamera die unterschiedlichen Lichtfarben nicht berücksichtigen würde, hätten die Bilder einen entprechenden Farbstich.
Was macht also der Weissabgleich? Er gleicht diesen Farbstich so gut es geht aus, in dem er die Farbdarstellung der Kamera an die Lichtfarbe anpasst.
Über die reine Farbtemperatur des Lichts kann das Tageslicht sehr gut korrigiert werden.
Sie wird beschrieben durch die Warm-Kalt-Achse, von Rot über Gelb, Weiss und Blau.
Die Masseinheit der Farbtemperatur sind Kelvin (K).
Meistens reichen die einstellbaren Werte einer Kamera von 2’000K (Kerzenlich, rot-orange) bis 10’000-20’000K (Blaue Stunde, Dämmerung, kühles, tiefes Blau)
Zusätzlich gibt es noch die Grün-Magenta-Achse. Sie dient zum Beispiel der Korrektur von Leuchtstofflampenlicht und wird unabhängig von der Farbtemperatur eingestellt.

Automatischer Weissabgleich

Die moderne Technik erlaubt es, dass die Kamera anhand des aufgenommenen Bildes die Lichtsituation und die mutmassliche Lichtfarbe selbst analysiert.
Teilweise wird dazu auch ein zusätzlicher Umgebungslichtsensor zur Hilfe genommen, welcher dann am Kameragehäuse das einfallende Licht messen kann.
Meist funktioniert das recht gut, dennoch kann das Ergebnis durch die Farbe vom abgelichteten Motiv verfälscht werden.
Zudem weiss die Kamera nicht, wie man selbst das Bild erwartet. Das kann also auch zu einer Überkorrektur führen.

Manueller Weissabgleich

Selbstverständlich kann man auch zum manuellen Weissabgleich wechseln.
Verschiedene Vorauswahlen, eine Eingabemöglichkeit für den Kelvin Wert und der vollmanuelle Weissabgleich stehen zur Verfügung.
Beim Weissabgleich anhand eines Referenzbildes muss man darauf achten, dass das Referenzbild keinen Farbstich hat.

Wer den Weissabgleich manuell einstellen möchte, kann ausserdem auf sogenannte Graukarten zurückgreifen.
Vor allem bei gleichbleibender Lichtsituation ist das sehr hilfreich.
Wenn ihr aber versucht eine Landschaft zu fotografieren und durch windiges Wetter die Wolken und die durchdringenden Sonnenstrahlen immer für unterschiedliche Lichtsituationen sorgen, dauert das manuelle Einstellen mit einer Graukarte zu lang.

Blende

Die Wahl der Blende ist einer der wichtigsten Faktoren um ein Foto wunschgemäss zu gestalten.
Mit der Blende kannst du bestimmen, wie viel Licht auf den Sensor fällt.
Ausserdem hat sie einen unmittelbaren Einfluss auf die Schärfentiefe des Fotos.
Eigentlich kann man die Blende mit er menschlichen Iris im Auge vergleichen.
Um die Menge des einfallenden Lichts zu reduzieren, kann die Öffnung sehr schnell verkleinert werden.

Durchmesser

Den verschiedenen Öffnungsweiten ist jeweils eine Blendenzahl (häufig nur “Blende” genannt”) zugewiesen.
Halbiert man den Durchmesser der Blendenöffnung, dann verkleiner sich die Öffnung um das Vierfache.
Anders formuliert: Es wird nur noch ein Viertel der ursprünglichen Lichtmenge durchgelassen.
Zum Kompensieren könnte man nun die Belichtungszeit um den Faktor 4 verlängern um wieder die gleiche Helligkeit zu erhalten.
Daraus lässt sich ableiten, dass man für die halbe Helligkeit die Blende nur um etwa 1.4 schliessen muss.
Weil es sich um gerundete Werte handelt, können die Abstufungen je nach Hersteller leicht anders dargestellt werden.

Ganze Blenden:

1 – 1.4 – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 22

Halbe Blenden:

1 – 1.2 – 1.4 – 1.8 – 2 – 2.5 – 2.8 – 3.5 – 4 – 4.5 – 5.6 – 6.7 – 8 – 9.5 – 11 – 13 – 16 – 19 – 22

Schärfentiefe

Wenn man die Blende etwas schliesst (auch “abblenden” genannt), dann wird nicht nur das Foto dunkler, sondern auch die Schärfentiefe grösser.
Mit der Einstellung der Blende kann also auch die Schärfentiefe geregelt werden.
Als Beispiel könnte man sich ein schönes Portrait einer Person vorstellen, bei dem der Hintergrund verschwommen ist.
Um ein solches Ergebnis zu erzielen, wird mit einer geringen Schärfentiefe gearbeitet.
Im Zusammenhang mit der Qualität dieser Unschärfe fällt oft auch der Begriff “Bokeh”.
Die Schärfentiefe bestimmt den Bereich, der scharf zu sehen ist.
Dieser Bereich kann sich, vor allem bei Landschaftsaufnahmen, auf die gesamte Tiefe des Bildes erstrecken.

Es gilt folgende Regel:

Blende weiter geöffnet (niedrige Zahl)weniger Schärfentiefe
Blende weiter geschlossen (hohe Zahl)mehr Schärfentiefe

Verschlusszeit

Die Verschlusszeit (auch “Belichtungszeit” genannt) ist nebest der Blende dazu da, den Lichteinfall zu regeln.
Wird ein Motiv doppelt so lang belichtet, dann fällt doppelt so viel Licht auf den Sensor.
Mit der Belichtungszeit wird aber nicht nur eingestellt, wie viel Licht eingefangen wird.
Sie hat einen direkten Zusammenhang mit der Bewegungsunschärfe und kann auch dazu dienen, Bewegungen einzufrieren.

Verschluss: mechanisch oder elektronisch

Bei einem menchanischen Verschluss gibt es zwei Verschlussvorhänge.
Je nach eingestellter Verschlusszeit, fallen diese mit kurzer oder längerer Verzögerung.
So wird entsprechend kürzer oder länger das Licht zum Sensor durchgelassen.

Bei einem elektronischen Verschluss gibt es diese mechanischen “Vorhänge” nicht.
Hier werden während kürzerer oder längerer Zeit Daten vom Bildsensor gelesen.
Ein elektronischer Verschluss ermöglicht dadurch kürzere Verschlusszeiten und somit auch schnellere Serien (mehr Bilder pro Sekunde).

Werte

Angegeben werden die Verschlusszeiten (wie auch die Blendenzahlen) in ganzen, halben oder Drittel-Schritten.

Ganze Schritte:

30s, 15s, 8s, 4s, 2s, 1s, 1/2s, 1/4s, 1/8s, 1/16s, 1/30s, 1/60s, 1/125s, 1/250s, 1/500s, 1/1000s, 1/2000s, 1/4000s.

Die meisten Kameras erlauben Langzeitbelichtungen von einer Minute. Manuell kann man sogar unbegrenzt belichtet.
Sehr kurze Verschlusszeiten liegen im Bereich von 1/4000s oder 1/8000s für Sportfotografie.

Verwackelte Bilder vermeiden

Viele Kameras oder Objektive besitzen einen integrierten Bildstabilisator und ermöglichen dadurch bei einer ruhigen Kamerahaltung selbst mit hohen Brennweiten scharfe Ergebnisse. Eine möglichst kurze Verschlusszeit sollte verwendet werden.

Ist selbst mit einer kurzen Verschlusszeit zu den gegebenen Lichtbedingungen keine scharfe Aufnahme möglich, kann man auf ein Stativ ausweichen. Möchte man Langzeitbelichtungen mit einem Stativ durchführen, kann man auch einen Fernauslöser zur Hilfe nehmen, damit die Kamera wirklich unberührt bleibt.

Anwendungsbereiche:

Bei Sport- und Tierfotografie sind sehr kurze Verschlusszeiten wichtig um die Bewegungen einzufrieren.
Aber auch bei sehr hellen Lichtverhältnissen am Strand oder im Schnee ist eine kurze Belichtungszeit wichtig.
Wer in der Nacht oder bei dunklen Lichtverhältnissen unterwegs ist, sollte längere Belichtungszeiten verwenden und ein Stativ dabei haben.
Durch das Verwenden einer langen Belichtungszeit kann man bei einer Landschaftsfotografie das Wasser weich aussehen lassen.

Wie immer liegt es beim Fotografen, wie er das Motiv darstellen möchte.

Brennweite

Die Brennweite gibt den Abstand an, welcher zwischen dem Brennpunkt (auch Fokuspunkt genannt) und der Linsenmitte des Objektives.
Sie wird immer in Millimeter berechnet und ist auf dem Objektiv angeschrieben.

Ein Objektiv besteht meistens aus einer Anzahl von mehreren Linsen.
Diese werden zusammen verschoben, um die Fokussierung zu ermöglichen.
Mehrere Linsen kompensieren gegenseitig ihre Abbildungsschwächen.
So werden bessere Ergebnisse erzielt, als sie mit nur einer einzigen Linse möglich wären.

Wenn man den Begriff “Floating Elements” hört, dann handelt es sich dabei um das Verschieben von einzelnen Linsengruppen.
Dadurch wird die Leistung im Nahbereich verbessert.
Desto mehr Linsen verbaut sind, desto grösser und schwerer wird auch das Objektiv.
Die erzielte Qualität spiegelt sich dann im Preis wieder.

Cropfaktor

Nun gibt es noch den “Cropfaktor”. (aus dem englischen “beschneiden”)
Wer ein Objektiv mit einer bestimmten Brennweite an einem kleineren Sensor als 24 x 36mm (Kleinbildformat) anschliesst,
der verkleinert den Bildwinkel somit um den gleichen Faktor, um den der Sensor kleiner ist.

SensorCropfaktorNormalobjektiv-Brennweite50mm wirken wie
Vollformat150mm50mm
Nikon APS-C1.533mm75mm
Canon APS-C1.631mm80mm
(Micro) Four Thirds225mm100mm
Nikon CX2.718.5mm135mm

Beim Kauf von neuen Objektiven sollte man sich dessen unbedingt bewusst sein.
Je nach Sensorgrösse sind 50mm Brennweite eben doch keine 50mm.

Das Belichtungsdreieck

das Belichtungsdreieck

Die drei Begriffe “ISO”, “Blende” und “Verschlusszeit” bilden die drei Seiten des Belichtungsdreiecks.

Um ein richtig belichtetes Bild zu fotografieren, müssen diese drei Werte gut aufeinander abgestimmt werden. Wird einer der Werte angepasst, muss man mindestens einen weiteren Wert angleichen. Macht man das nicht, verändert sich die Belichtung des Bildes. So entstehen Unter- oder Überbelichtungen. Wenn du die Belichtungszeit um 2 Stufen verkleinerst, sollte im Gegenzug die Blende um 2 Stufen vergrössert werden. Du könntest auch den ISO-Wert und die Blende um jeweils eine Stufe schieben.

Viele wegen führen nach Rom. Und so auch zur richtigen Belichtung. Zwar lässt sich die richtigen Belichtung eines Fotos mit mathematischen Formeln bestimmen, docch gibt es dabei mehrere hundert verschiedene Kombinationen aus ISO, Blende und Belichtungszeit, welche alle dasselbe Ergebnis zum Vorschein bringen. Hier beginnt der spannendste Teil der Fotografie. DU bestimmst, welche Einstellungen du vornimmst. So kannst du jedem Bild deine einzigartige Note geben und es lassen sich Aufnahmen mit genialen Effekten erzielen. Wenn du mit einem Stativ unterwegs bist, kannst du durch lange Belichtungszeiten Bewegungsunschärfe ins Bild bringen. Dafür muss eine lange Verschlusszeit eingestellt werden. Mit der Einstellung der Blende kannst du hingegen auch Tiefenunschärfe bewirken. Desto niedriger die Zahl, desto unschärfer wird der hintergrund deines Motivs. Beim setzen einer hohen ISO Zahl muss man aufpassen, was die Kamera zulässt. Desto höher der Wert, desto schneller entsteht unerwünschtes Bildrauschen.

Deiner Fantasie sind also keine Grenzen gesetzt. Am besten nimmst du dir genügend Zeit und versuchst mit deiner Kamera verschiedene Einstellungen aus. So hat man den grössten Lerneffekt.

Quellen

Auf den folgenden Seiten findet ihr sehr gute Beiträge rund um das Thema Fotografie.

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